Volksbad St.Gallen

Eintauchen in Geschichte

Das 1906 erbaute Volksbad St.Gallen ist der perfekte Ort, um für eine Weile in wohlig warmes Wasser und die Zeit des edlen Jugendstils einzutauchen. Durch seine zentrale Lage im Singerbergquartier, also zwischen Altstadt und Museumsviertel, bietet es sich als Zwischenstopp bei einer Shopping- und Erkundungstour von St.Gallen an.

Natürlich entspricht das älteste noch immer in Betrieb befindliche Bad der Schweiz den modernsten Hygienevorschriften. Dafür sorgt Richard Schildknecht. Der gelernte Elektrotechniker ist im St.Galler Volksbad seit 2012 der Mann für alles. Er macht die Kasse, putzt das Bad und in seiner Werkstatt im Keller verrichtet er die anfallenden Reparaturarbeiten. «Ich liebe die Abwechslung in meinem Beruf, weil ich mit Menschen und Technik in Kontakt bin», sagt Schildknecht. «Und ich kann das ganze Jahr in kurzen Hosen arbeiten», lacht er.

Unserer Fotoreporterin gewährte Schildknecht einen exklusiven Einblick in die Räumlichkeiten der alten Duschen im Keller, die heute normalerweise nicht mehr öffentlich zugänglich sind. Denn mittlerweile verfügen Wohnungen über eigene Bäder. Aber das war nicht immer so.

Kontakt:

Volksbad
Volksbadstrasse 24
9000 St.Gallen
+41 71 224 40 80

Wasser für das Volk

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erkannten Mediziner erstmals den Zusammenhang zwischen Hygiene und Gesundheit. Bis dahin wusch man sich lediglich deswegen, damit man nicht stank. Aber die Mikroskope der Wissenschaftler vermittelten Einsichten in die neuen Welten der Bakterien und rasch wurde klar: Das Volk muss baden, um gesund zu bleiben. Also erbaute man öffentliche Volksbäder. In Österreich und Bayern kennt man solche Institutionen unter dem Namen Tröpferlbad oder Volksbrause.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entschlossen sich auch die Ratsherren von St.Gallen zum Bau eines Volksbades. Schön sollte es werden, imposant, edel und kunstvoll, denn das konnte man sich leisten. Die Stadt war damals auf Grund der massenhaft produzierten und weltweit verkauften Stickwaren sehr wohlhabend.

1906 wurde das wie ein erhabenes Bürgerhaus errichtete Bad feierlich eröffnet. Die im Stil des Neobarocks gestaltete Fassade zieren bis heute steinerne Frösche und Nixen. Die ästhetische Inneneinrichtung entspricht ganz dem Jugendstil der vergangenen Jahrhundertwende. Die alten Gardinen im Eingang verströmen noch immer den Charme dieser Zeit.

Männlein und Weiblein getrennt

Aber bei der Frage, ob Männer und Frau die neuen Freuden des Badens vielleicht gemeinsam geniessen könnten, da endete der Charme ganz schnell. Es gab penibel genau erstellte Zeitpläne die einteilten, wann wer wo duschen oder baden durfte. Wen wundert es, wurden zu der Zeit die zarten Jünglinge doch schon nervös, wenn eine der Damen den Rock leicht anhob und ein nacktes Knie zu sehen war. Das Baden und Duschen in den Kellerräumen blieb auch dann, als Männer und Frauen ab dem Ende der 30er Jahre bereits gemeinsam das grosse Schwimmbad benutzen durften, eine singuläre Freude. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen die Besucherzahlen ab, da im Zuge des modernen Wohnbaus immer mehr Eigenheime über ein eigenes Bad verfügten.

Eintauchen in jene vergangene Zeit, als man sich nur spärlich waschen konnte.

Exklusiv und trotzdem günstig

Aber das schöne Schwimmbecken erfreut sich bis heute gleichbleibend grosser Beliebtheit. Nicht nur bei den Touristen, sondern auch den St.Gallerinnen und - Gallern, denn im Gegensatz zu dem modernen Blumenwies Bad ist das Volksbad im Zentrum gelegen. Und die Eintrittspreise sind wesentlich billiger. Es kostet nur wenig Geld, den Zauber der Vergangenheit zu erleben, da die Eintrittspreise sehr günstig sind. Jeder Gast bekommt eine abschliessbare Umziehkabine, in der alle Wertsachen und Einkäufe gut verwahrt sind, während man in den Solarien und der Infrarotkabine entspannt oder sich im Wasser erfrischt.

Tropische Temperaturen an jedem Donnerstag

Zudem umweht das edle Gebäude noch immer ein Hauch von Exklusivität. Nur etwa 30 Badegäste finden gleichzeitig im Volksbad Platz. Wer sich vorab anmeldet, kann dort auch eine entspannende Massage geniessen. Jeden Donnerstag wird die Wassertemperatur auf 33 Grad angehoben. «Dieses Highlight ist der absolute Renner», berichtet Richard Schildknecht.» Die Menschen relaxen genüsslich in den Fluten. Mit einem Lächeln im Gesicht. Gerade so, als fühlten sie sich in dem warmen Wasser absolut geborgen.» Warum auch nicht? Schliesslich ist alles Leben im Wasser entstanden. Vielleicht kehren wir deshalb immer wieder so gerne für ein paar Stunden dahin zurück.

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