Färberei Sittertal

Färberei Sittertal
Die Veredlungsindustrie bildete einen wichtigen Mosaikstein im Prozess der Textilproduktion und stellte aufgrund des schnellen technologischen und unternehmerischen Wandels eine anspruchsvolle Herausforderung dar.
Geschichte: Die erste Unternehmung im Sittertal war ein Reinfall: Die im Jahr 1840 errichtete Flachsspinnerei von Friedrich Züblin hatte mit ihrer Hinwendung zur Leinwandproduktion auf die Vergangenheit statt auf die Zukunft der Baumwolle gesetzt. Im Jahr 1866 richtete Otto Rittmeyer in den Gebäuden eine Maschinenstickerei ein, die bis 1890 in Betrieb war. Die Fabrikanlagen standen danach leer, bis 1904 Johann Haeni-Merhart, Besitzer der Burg Waldegg und der Textilbetriebe am Burgweiher bei Schönenwegen, die Anlagen im Sittertal übernahm. Er liess neu eine Bleichereianlage mit Transmissionsvorbau, Kesselhaus und Hochkamin erbauen (Architekt: Josef Kinast). Daraus entstand die Färberei Sitterthal. Architektur: Die Fabrik- und Gebäudeanlagen der ehemaligen Färberei Sitterthal werden von einem Strukturelement geprägt: dem Kanal. Dieser machte in der ersten Bauphase von 1840 die Wasserkraft des Flusses Sitter nutzbar. Das erste Fabrikgebäude wurde rechtwinklig zum Kanal errichtet, wodurch die ganze Länge der Halle direkt von einer Transmissionsanlage bedient werden konnte. Alle nachfolgenden Gebäude und Umbauten orientierten sich an diesem Raster – selbst als die Wasserkraft längst nicht mehr genutzt wurde. In den folgenden Jahrzehnten wurden im schnellen Rhythmus des technologischen Fortschritts kontinuierlich weitere Gebäudeteile hinzugefügt oder umgenutzt. Dabei wurden die vorhandenen Strukturen integriert, so dass nur noch industriearchäologische Reste der ursprünglichen Anlage von 1904 zu finden sind. Ihren Vollausbau erreichte die Hightech-Textilveredlungsfabrik um das Jahr 1970, erlebte jedoch in den darauf folgenden Jahren einen wirtschaftlichen Niedergang. Heutige Nutzung: Nach der definitiven Schliessung der Fabrik im Jahr 1990 füllte sich die entstandene Industriebrache wieder langsam mit Leben. Nach und nach siedelten sich neue Betriebe an, gleichzeitig wurde neuer Wohnraum geschaffen. Heute sind im Sittertal über 20 Unternehmen mit mehr als 400 Arbeitsplätzen angesiedelt. Namentlich zu erwähnen sind ein Grossbetrieb der Dock-Group, ein Sozialfirma zur Arbeitsintegration von Langzeitarbeitslosen, die Maschinenfabrik Spörndli & Seger AG sowie die Kunstgiesserei AG mit weiteren dazugehörigen kulturwissenschaftlichen Betrieben. Seit 2006 ist auch die gemeinnützige Stiftung Sitterwerk im Sittertal zuhause, die mit ihrer Kunstbibliothek, dem Werkstoffarchivs, dem Atelierhaus und dem Kesselhaus Josephson ein institutionelles Zentrum für Kultur bildet.

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